Lernkultur und Innovationskultur gemeinsam neu betrachten
Die Gestaltung eines lernförderlichen Umfelds, in dem sich Innovation und Kreativität entfalten können, ist in Zeiten der Transformation, der Unsicherheit und des ständigen Wandels von entscheidender Bedeutung. Neben den klassischen innovationsfördernden Methoden und Ansätzen gibt es einen weiteren, oft vernachlässigten Hebel, der eine Organisation und ihre Innovationskraft entscheidend beeinflussen kann: die vorherrschende Lernkultur.
Eine organisationale Lernkultur, die die Innovationsfähigkeit, die Kreativität und das unternehmerisches Denken und Handeln der Mitarbeitenden proaktiv fördert und integriert, kann die Entwicklung und Übernahme neuer Innovationen und Geschäftsmodelle effektiver vorantreiben und Anreize für lebenslanges Lernen schaffen. Die Führungskultur und die damit verbundene Gestaltung einer Organisationsstruktur und von Prozessen spielen eine wichtige Rolle. Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir, dass grenzenlose organisatorische Freiräume nicht zwangsläufig zu mehr Innovation führen, während eingeengte, sogar disruptive Strukturen und Prozesse durchaus kreatives Handeln hervorrufen und zu unerwarteten und innovativen Lösungen führen können. Darüber hinaus wird von Führungskräften zunehmend die proaktive Förderung einer Feedback- und Fehlerkultur sowie eines unternehmerischen Mindset verlangt. Konkret bedeutet dies, einen lernorientierten Umgang mit Fehlern zu entwickeln, Offenheit für Veränderungen zu schaffen, die Experimentierfreude zu stärken und den Mut zu fördern, Neues auszuprobieren. Durch gezielte Lehr-/Lernmaßnahmen können Mitarbeitende dazu befähigt werden, kreativere Problemlösungsansätze und innovative Ideen zu entwickeln (Kreativitäts- und Problemlösungskompetenz). Neben den formalen Lernstrukturen und -prozessen der Organisation rücken ebenso die informellen Lernpraktiken, -routinen und -dynamiken in den Fokus. Doch wie können bisherige, in der Lernkultur verankerte Denk- und Verhaltensmuster durchbrochen und in innovationsfördernde umgewandelt werden? Eine gemeinsame Betrachtung von Kultur und Innovation ermöglicht es uns daher, das Thema Lernkultur als organisationales Gestaltungsfeld zu beleuchten und als Innovationsbrutkasten zu verstehen. Ziel ist es also, einen balancierten Blick auf die Verortung der Lernkultur in den Organisationsstrukturen zu werfen und ihre Innovationsfähigkeit zu untersuchen. Hieraus resultieren zwei Leitfragen, denen wir uns mit interdisziplinären Ansätzen, Methoden und mit Perspektiven nähern möchten:
1) Was charakterisiert eine innovationsförderliche Lernkultur in Organisationen?
2) Wie kann eine innovationsfördernde Lernkultur aktiv gestaltet werden?
Zur Beantwortung der Leitfragen sind folgende Zielaktivitäten geplant:
- Innovations-/Lernbarrieren: Durch die Auseinandersetzung mit Innovationsbarrieren und -potenziale sowie Lernbedürfnissen/-motivatoren sollen innovationsfördernde Strukturen und Prozessen im Unternehmen identifiziert und aufgebaut werden.
- Stärkung des Wissenstransfers: Strukturen schaffen, die den Austausch von Wissen, Expertise und Erfahrungen innerhalb einer Organisation effektiver gestalten, beispielsweise durch die Etablierung einer Community of Practice.
- Förderung von Open Innovation: Potenziale von Open Innovation ergründen und den Aufbau eines Open-Innovation-Netzwerkes stärken, um intern entwickelte Ideen oder Projekte, die nicht zum Kerngeschäftsmodell passen, extern zu entwickeln.
- Entwicklung eines Trainings-/Begleitungskonzepts: Um einen nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten, gehört es zu unserer Zielsetzung, in Zusammenarbeit mit und für mittelständische Unternehmen ein Leistungsangebot an passgenauen Begleitungskonzepten zu entwickeln und diese auch umzusetzen.
- Einrichtung eines Learning-Labs in Heilbronn: Als physischer Begegnungsort für Learning Professionals bietet das Learning-Lab die Möglichkeit zum Austausch und zur Förderung von Lernen und Entwicklung, vor allem aber zur gezielten Auseinandersetzung und zum Verständnis von Lehren und Lernen mit Hilfe technischer Anwendungen (Lehr-/Lerndiagnostik), um daraus didaktische Implikationen für die Unterrichtspraxis abzuleiten (Lehr-/Lernprognostik).
Advisory Board:
Bei der Umsetzung der angestrebten Zielsetzungen und Maßnahmen wird sowohl die Perspektive der Wissenschaft als auch die Perspektive der Unternehmenspraxis auf die betriebliche Bildungsarbeit beleuchtet. Um ein dynamisches und interaktives Transfernetzwerk zu etablieren, startet die inhaltliche Entwicklung mit der Konstituierung eines Advisory Boards. Dieses setzt sich aus Expert:innen aus den Learning & Development Bereichen (Wissenschaft, Industrie, angewandte Forschung) zusammen. In enger und iterativer Zusammenarbeit werden Ansätze für die betriebliche Bildung in der digitalen Transformation entwickelt, getestet und erprobt. Das Advisory Board berät die Projektkernteams in operativen und strategischen Fragestellungen/Problemstellungen. Dies schafft die Voraussetzung für eine effiziente Gestaltung und Durchführung der Projekte durch eine enge Verzahnung und Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis sowie eine kontinuierliche Abstimmung.
- Name, Unternehmen, Funktion